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Managergehälter in der deutschen Autoindustrie

Managergehälter in der deutschen Autoindustrie

Ich weiß dieses Mal gar nicht, wo ich anfangen soll. Es tut sich gerade soviel in der Autobranche, doch bei einigen Meldungen fehlen mir die Worte. Lesen Sie mehr über die Managergehälter, Fahrzeugrückrufe und die Haltung der – eigentlich verantwortlichen – Manager.

Hochmut

Am 13. März 2018 fand die jährliche Pressekonferenz von VW statt. VW Chef Müller kündigte an, dass der Konzern bis 2022 mehr als 34 Milliarden Euro in die Elektromobilität investieren will. Soweit so gut. Dennoch werden aber im gleichen Zeitraum 90 Milliarden in konventionelle Fahrzeuge und Antriebe gesteckt. (1)

Der Wahnsinn bei der Pressekonferenz war für mich aber, dass der Gewinn 2017 doppelt so hoch wie im Vorjahr ausfiel. Es blieben nämlich 11,4 Milliarden Euro übrig, da vor allem die Kosten für den Dieselskandal im Vergleich zu 2016 stark rückläufig waren. (2)

Wenn man jetzt das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu den Dieselfahrverboten und das Abspeisen der europäischen Kunden mit Software-Updates sieht, kann man nur noch ungläubig staunen. Mit dem Jahresgewinn 2017 könnte man auf einen Schlag alle fehlerhaften Dieselfahrzeuge in ganz Deutschland tatsächlich wirksam umrüsten.

Außerdem beschleicht einen das Gefühl, dass man in den Chefetagen nicht wirklich etwas gelernt hat. Vor kurzem wurde nämlich bekannt, dass die zum VW-Konzern gehörende Automarke Audi vom KBA (deutschen Kraftfahrtbundesamt) angewiesen wurde 156.000 Fahrzeuge wegen Abgasmanipulation zurückzurufen. Außerdem werden noch 200.000 Fahrzeuge diesbezüglich überprüft. Ob die dafür verbuchte Rückstellung von 1,86 Milliarden Euro ausreicht, wird man sehen. (3)

Managergehälter – Unglaubliche Summen

Aber es geht noch schräger: Die Vorstände von Volkswagen können sich trotz des Dieseldesasters über dicke Boni freuen. Der Vorstand erhält zusammen mehr als 50 Millionen Euro für das Jahr 2017, der VW-Chef Matthias Müller kann sich über 10,1 Millionen davon freuen. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 wurden gesamt 39,5 Millionen, davon 7,25 Millionen an Müller, ausgezahlt.(7)

Ich muss anhand dieser Managergehälter den Kopf schütteln. Wenn die guten Geschäftsergebnisse unter anderem dadurch zustande kommen, dass man seinen Kunden und Kundinnen fehlerhafte Produkte andreht und sie dann damit sitzen lässt, dann fehlen mir die Worte. Die Begründung des guten Finanzergebnisses, dass weniger Rückstellungen für den Dieselskandal benötigt wurden, als man budgetiert hatte, macht die Sache nicht besser.

Und von Verantwortung kann sowieso nicht die Rede sein. Falls es Sie oben verwundert hat, ich habe extra „eigentlich verantwortlich“ geschrieben. In Wahrheit wird keiner der jetzt amtierenden oder der bisher agierenden Manager wirklich zur Verantwortung gezogen. Und sollte doch irgendwo schuldhaftes Verhalten nachgewiesen werden, dann zahlt die entsprechende D&O (Directors&Officers)-Haftpflichtversicherung. Deren Prämien werden aber nicht durch die Versicherten, sondern von der jeweiligen Firma bezahlt. Jeder Unternehmer kann anhand solcher Vorgehensweisen und dem Abwälzen von Verantwortung nur den Kopf schütteln.

Strategische Krise

Auch wenn ich hier schwarz male, VW befindet sich in der Strategischen Krise. Die Gewinne sprudeln (noch), doch die Welt dreht sich weiter. Die Kunden vor allem in Mitteleuropa sind derzeit noch loyal, doch auch das kann sich ändern. Wenn sich die Denkhaltung des Managements nicht ändert – und danach sieht es derzeit leider nicht aus – dann werden die Unternehmen zu Übernahmekandidaten.

Dann wird der Wandel zwangsläufig kommen. Einen Vorgeschmack darauf hat Daimler bereits bekommen, denn Li Shufu, der chinesische Großaktionär (9,69 % aller Aktien), war vor kurzem auf Besuch in Stuttgart.

Shufu ist Chef des chinesischen Geely-Autokonzerns. Lesen Sie mehr zu seiner Person im Spiegel.de Artikel (5). Jedenfalls sagte Li Shufu, dass er „Daimler auf dem Weg zum weltweit führenden Anbieter von Elektromobilität begleiten werde„. (6) Ob das allen in Stuttgart so gefällt, bleibt abzuwarten.

Was meinen Sie? Spielen die deutschen Hersteller zukünftig auch noch eine Rolle? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

Beste Grüße,

Ihre Marlene Buchinger

Quellen und weiterführende Information

  1. Manager Magazin über die Entwicklungen bei VW
  2. Manager Magazin über die VW Vorstandsgehälter
  3. Artikel auf Spiegel.de über Audi Fahrzeugrückrufe
  4. Spiegel.de Beitrag über Gehalt von VW Vorstand Matthias Müller
  5. Bericht auf Spiegel.de über Daimler Großaktionär Li Shufu
  6. Informationen über Geely-Chef Li Shufu